Chronik der Marinekameradschaft
Die Gründer
Ferdinand Kohler, Karl Wind, Willi Meyer, Julius Busch, Konrad Hartmann,
Josef Kohler, Heinrich Kohler, Wilhelm Gräber, Jakob Bär, Karl Gräber, Albert Mayer ,Nikolaus Recktenwald
Die Marinekameradschaft von 1934 Spiesen, zuerst Marineverein genannt,
wurde im Jahre 1934 von ehemaligen Marineangehörigen der kaiserlichen und der Handelsmarine gegründet. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges vergingen fast 1 ½ Jahrzehnte, bis an der Saar die Gründung der Soldatenverbände im Allgemeinen
und der Marinekameradschaften insbesondere verwirklicht werden konnte.
Hier muss in ehrenhafter Weise des Marinekameraden Kuhn aus Friedrichsthal
gedacht werden, der mit vorbildlichem Eifer und an hervorragender Stelle als
Sprecher aller Marinekameraden an der Saar jahrelang bemüht war, die Verbote
der Fremdregierung zu lockern und die Gründung der Marinekameradschaften zu ermöglichen. So stand er auch, wie vielerorts, Pate bei der Gründung unserer Kameradschaft. Waren es vor 1914 in Spiesen nur eine Handvoll, die das blaue Tuch trugen, so steigerte sich in den folgenden Jahren die Zahl der Angehörigen der kaiserlichen Marine auf etwa 30. Diese Kameraden, die vorwiegend aus dem Bergmannsberuf stammten, und die deshalb wegen ihrer technischen und handwerklichen Fähigkeiten und Vorbildung der technisierten Marine stets willkommen waren, schlossen sich zusammen und sahen ihre ideale Aufgabe darin, die Erinnerung an ihre Zeit an Bord und an ihre sonstigen Marinekommandos zu pflegen, sich in treuer Kameradschaft zu verbinden und den Gedanken an die Notwendigkeit und Geltung der deutschen Marine in die Öffentlichkeit zu tragen und bei der Jugend zu wecken.
Aus ihrer Mitte heraus wurde Joseph Ferdinand Kohler zum 1. Vorsitzenden gewählt. Es folgte Albert Mayer, der nach seiner Einberufung das Amt vorübergehend an den Kameraden Jakob Bär übergab, und der dann bis zur Auflösung an der Spitze der Marinekameradschaft stand.
Die Gründungsfeier selbst, in den Maitagen des Jahres 1934, gestaltete sich unter der Mitbeteiligung des Landesvorsitzenden Kuhn, der Marinekameradschaften aus Elversberg, Neunkirchen, Friedrichsthal und Landsweiler zu einer eindrucksvollen Werbeveranstaltung für die deutsche Marine. Das Werben der älteren Marinekameraden trug in dieser Zeit auch bei uns seine Früchte. Bereits vor dem 2. Weltkrieg fuhren wieder 7 Söhne unseres Ortes zur See. Am Ende des Krieges zählte Spiesen zu den Orten, die prozentual zu ihrer Einwohnerzahl eine der am stärksten vertretenen Gemeinden bei der Marine waren. 16 von ihnen ließ die See nicht mehr los.
Die Zeit von 1945 bis 1958
Mit dem Ende des Krieges schien auch das Ende der Marinekameradschaft gekommen zu sein. Doch schon bald nach den Wirren der ersten Nachkriegsjahre suchten einige Kameraden bereits wieder Anschluss bei der wiedergegründeten Marinekameradschaft Neunkirchen, dem damaligen Sammelbecken all derer, die die Liebe zur See nicht verloren hatten.
Die Wiedergründung
Nachdem sich das politische Leben in unserer Heimat wieder normalisiert hatte , schien auch in Spiesen die Zeit reif, an den Wiederaufbau der Marinekameradschaft Spiesen zu denken. Die beste Gelegenheit bot sich, als das Musikkorps der Ostsee hier gastierte. Noch am selben Abend erging an alle ehemaligen Fahrensleute der Aufruf, sich in alter Marineverbundenheit wieder zusammen zu finden. Bei der Gründungsversammlung zeigte sich dann, dass in unserer Gemeinde, der alte Marinegeist nicht untergegangen war. Annähernd 50 ehemalige Angehörige der Kaiserlichen, der Kriegsmarine sowie der Handelsmarine trugen sich in die Mitgliederliste ein.
Albert Meyer wurde wiederum zum 1. Vorsitzenden gewählt, bereits sechs Monate später nahm Willy Krämer das Ruder in seine Hände, und sollte die Mk von 1934 fast 31 Jahre lang sicher durch alle Höhen und Tiefen führen.
Als vornehmste Pflicht stellte sich die MK kurze Zeit nach der Wiedergründung zur Aufgabe, dem Andenken unserer gefallenen Kameraden eine Gedenktafel zu widmen, welche nach der Fertigstellung in einem würdigen Rahmen eingeweiht wurde.
Das 30 jährige Stiftungsfest sollte der bisherige Höhepunkt im Kameradschaftsleben werden. Erstmals in ihrer Geschichte konnte während den Festtagen ihr Ehrenmitglied ” Großadmiral Karl Dönitz ” in Spiesen begrüßt werden. Eine besondere Note gewannen die Festtage auch durch die Anwesenheit der Besatzung der Schulfregatte Scharnhorst, einer französischen Marinedelegation,
einer deutschen Fallschirmjägereinheit sowie einer amerikanischen Luftwaffenkapelle.
Nach diesen Festtagen gab es erstmals in der noch jungen Kameradschaft ein schweres Tief. Ein Teil der Mitglieder trennte sich von den 34 und gründete im Gasthaus „ Zum Wilbertstock“ eine neue Marinekameradschaft mit Namen Kommodore Bonte.
Die nun kleiner gewordene MK steckte aber keinesfalls auf, sondern entwickelte Ideen um das Kameradschaftleben weiterhin aufrecht zu erhalten. So wurden bis in die 70er Jahre jährliche Großfahrten an die Nord oder Ostseeküste, mit Besuchen bei Einheiten der Bundesmarine durchgeführt. Im Jahre 1984 feierten wir im Kameradschaftslokal „ Zur Flotte „ unser 50 jähriges Bestehen und boten der Bevölkerung eine große maritime Ausstellung. Rund um die Flotte wurde 3 Tage gefeiert. In der Halbjahresversammlung 1987 gab der Vorsitzende Willy Krämer bekannt, das er sein Amt als 1. Vorsitzender aus Altersgründen zur Generalversammlung 1988 niederlegen wird, er schlug den Kameraden Michael Klemann, der selbst von 1965 bis 1969 bei der Bundesmarine seine 4 jährige Dienstzeit versah, als seinen Nachfolger vor.
Die Zeit nach dem Wachwechsel
Im Januar 1988 wurde dann der Wachwechsel auf der Kommandobrücke der Marinekameradschaft von 1934 vollzogen, und Willy Krämer wurde für seine Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt.Nachdem es in den letzten Jahren etwas ruhiger im Kameradschaftsleben geworden war entdeckte der neue Vorstand wieder die alte Tugenden, es wurden wieder Feste gefeiert und Fahrten durchgeführt. Im November 1989 mussten wir kurzfristig unser Kameradschaftslokal, welches uns bis zu diesem Zeitpunkt immer ein sehr guter Ankerplatz gewesen war, verlassen. Im Hotel Lauer fanden wir beim Niggemann Willi und seiner Helga einen neuen Ankerplatz, welcher in der folgenden Generalversammlung bestätigt wurde. Nach einem erneuten Pächterwechsel in der Flotte wollten einige Kameraden wieder zurück in die Flotte ziehen. In der folgenden Generalversammlung wurde das Hotel Lauer inzwischen Hotel Butterberg als Kameradschaftslokal bestätigt, worauf sich 5 Kameraden streichen ließen. Im gleichen Jahr hatten wir durch den Verbleib im Hotel Butterberg 7 Neuzugänge zu verzeichnen. Unser mittlerweile eingeführte Mittwochstreff wurde zum Renner im Kameradschaftsleben. Bei einem dieser Treffs beschlossen wir, dass wir uns der Bevölkerung zum Dorffest 1993 in einem neuen Outfit vorstellen wollen. Mit unseren Finkenwerder Fischerhemden mit rotem Tuch, Knoten und einem Elbsegler waren wir der Blickfang beim Dorffest.Im Jahre 1994 traten wir dem Deutschen Marinebund bei. Im gleichen Jahr verstarb unser weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannte Ehrenvorsitzender Willy Krämer.
Im Jahre 1996 gab es einen erneuten Ankerplatzwechsel. Da das Hotel Butterberg längere Zeit geschlossen war, sah sich der Vorstand zu einem weiteren Wechsel gezwungen. Mit dem Gasthaus „ Zum Igge „ war er auch schnell gefunden. Bei der 800 Jahrfeier der Gemeinde waren wir mit einem schönen Motivwagen vertreten, und im September fand erstmals ein großer Marineball der drei ortsansässigen Kameradschaften statt. Es folgten weitere große Events. Die Teilnahme am Faschingsumzug mit der legendären Haifischbar.
!998 wurden den Kameraden Hassel Adolf und Rammo Ewald, bei einem besonderen Festakt, die Ehrenmitgliedschaft bzw. Ehrenvorsitzenderwürde, für ihre besonderen Verdienste, verliehen.
Im Jahre 2004 lud die MK zu ihrem 70 jährigen Jubiläum zu einem Matinee ins Sitzungszimmer des Rathauses ein. Zahlreiche Vereine, Verbände und Marinekameradschaften aus nah und fern kamen um dem Jubilar zu gratulieren.
Da im Sommer 2007 das Lokal den Eigentümer wechselte standen wir wieder einmal ohne Ankerplatz da. Alle maritimen Utensilien wurden verpackt und bei verschiedenen Mitgliedern auf dem Dachboden verstaut. Die Kameradschaft selbst fand im Gasthaus Meisner Leo ihren neuen Platz. Es folgten in den nächsten Jahren Großfahrten an Nord und Ostsee Kiel, Flensburg, Eckernförde, Hamburg, Wilhelmshaven sowie Cuxhaven und das Alte Land waren die Ziele. Auf den Programmen standen immer interessante Besichtigungen. Sei es das Ehrenmal in Laboe, das U – Boot Ehrenmal in Möltenort, das große Marinemuseum in W`haven. Hinzu kamen viele Tagesfahrten in die nähere Umgebung, darunter zwei Barkassenfahrten auf der Saar.
2013 gab es ein besonderes Ereignis, galt es doch unserem Ehrenvorsitzenden Kamerad Ewald Rammo die höchste Auszeichnung, welche die Kameradschaft zu vergeben hat, zu überreichen. In seiner Laudatio hob Vorsitzender Michael Klemann die Verdienste des Jubilars, von seinem Eintritt in die Kameradschaft bis zum heutigen Tag besonders hervor. Unter großem Beifall aller anwesenden Kameradinnen und Kameraden überreichte er ihm den Ehrenbrief der MK Spiesen.
Im Jahre 2014 wurde seitens der Gemeindeverwaltung unserem Antrag auf Überlassung des alten Heimatmuseum stattgegeben. Von März bis August 2015 wurde das Gebäude umgestaltet und alle Utensilien der Marinekameradschaft eingebracht, sodass ein kleines aber feines Maritimes Heimatmuseum
entstand, welches an jedem ersten Sonntag eines Monats von 15.00 bis 18.00 Uhr für die Öffentlichkeit zugängig ist.
Weitere jährliche Events sind unsere Maitour, das Sommerfest, das Labskausessen sowie unsere Weihnachtsfeier mit Tombola.
Für die weiteren Jahre wünsche ich unserer Marinekameradschaft von 1934 Spiesen e.V. „ Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.